– Kontinuität sichtbar machen
In unseren zwei kommenden LaDOC-Lectures laden wir zwei Regisseurinnen und eine Kamerafrau ein, die mit ihren Filmen schon einmal bei uns zu Besuch waren. Alle drei haben seit Jahrzehnten gesellschaftliche Verhältnisse in den Blick genommen und wichtige Impulse gesetzt.
Unsere Gäste sind im September die Regisseurin Helke Sander, zentrale Figur der zweiten deutschen Frauenbewegung, und LaDOC-Mitglied Claudia Richarz sowie die Film- und Medienwissenschaftlerin Borjana Gaković. Im November erwarten wir die Regisseurin und Hebamme Katja Baumgarten sowie die lange Zeit einzige Kamerafrau für Dokumentarfilm in Deutschland, Gisela Tuchtenhagen. Wir freuen uns auf die Filme und die Gespräche mit ihnen.
|| Sonntag, 1.9.24, Filmhaus Köln
Tagesveranstaltung mit Pause und Snacks, 10 – 17 Uhr
»Helke Sander: Aufräumen« (82 min, D 2023, von Claudia Richarz)
»Die Deutschen und ihre Männer« (97 min, D 1989, von Helke Sander)
Mit einer Einführung der Film- und Medienwissenschaftlerin Borjana Gaković.
Zu Gast: Helke Sander und Claudia Richarz
Die Filme:
»Helke Sander: Aufräumen« (82 min, D 2023, von Claudia Richarz)
Helke Sander ist eine der zentralen Protagonist:innen des neuen deutschen Films. Mit ihrer legendären ‚Tomatenrede’ initiierte sie 1968 die zweite deutsche Frauenbewegung. In ihren Spiel- und Dokumentarfilmen wirft sie einen radikalen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. Dabei ist sie oft selbst vor der Kamera zu sehen: ein Glücksfall für die dokumentarische Erzählung ihres bewegten Lebens.
„Mit über achtzig Jahren macht sich Sander, eine Agentin des Aufruhrs und der Systemstörung, ans ‚Aufräumen‘. Wie einflussreich und bedeutsam ihre Arbeit auch für jüngere Menschen ist, lässt sich in dem Dokumentarfilm beobachten.“ (Esther Busse, filmdienst)
„Ein ungeheuer intensives und materialreiches Porträt einer der bedeutendsten deutschen Filmemacherinnen und Pionierin des Feminismus.“ (Silvia Hallensleben, epd film)
»Die Deutschen und ihre Männer« (97 min, D 1989, von Helke Sander)
Lieschen Müller sucht einen Mann. In Bonn. Dafür konfrontiert sie Politiker, Taxifahrer oder Polizisten mit Fragen, vor allem immer wieder zum Thema Vergewaltigung. Sie will wissen, was in der deutschen Hauptstadt, 20 Jahre nach Beginn der zweiten Frauenbewegung, bei den Männern angekommen ist. Der Film, eine Mischung aus Doku und Spielfilm, zeichnet ein Bild der Männerwelt 1989 – und heute? Er lief 2024 auf der Berlinale in einer Retrospektive. Jede Vorstellung war ausverkauft.
„Helke Sanders satirischer und teils fiktionalisierter Dokumentarfilm „Die Deutschen und ihre Männer – Bericht aus Bonn“ kam 1989 raus, ist aber aktueller (und lustiger) denn je. Witze über heterosexuelle Männer kommen schließlich nie aus der Mode – und angesichts der Tatsache, dass die im Film angeführten geschlechtergerechtigkeitsspezifischen Thematiken heute, gut 35 Jahre später, immer noch genauso wild debattiert werden wie damals, ist Lachen wohl auch die gesündeste Reaktion. Sonst käme man (frau) aus dem Heulen ja gar nicht mehr raus.“ (unauf.de)
PROGRAMM am 1.9.24 im Filmhaus Köln:
10:00 Einlass
10:30 »Helke Sander: Aufräumen«
Anschließend Filmgespräch mit Helke Sander und Claudia Richarz
Moderation: Bettina Braun und Borjana Gaković
13:00 Pause mit Snacks
14:00 Vortrag von Borjana Gaković:
»Helke Sander im Kontext der feministischen Filmgeschichte und Filmgeschichtsschreibung«
14:45 »Die Deutschen und ihre Männer«
17:00 Ende
Preis für die Tagesveranstaltung inclusive Mittagsnack: 12 €, ermäßigt 6 €
Hier gehts zu den Tickets
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Programm am Mittwoch, 13.11.24 im Filmhaus Köln, 19 Uhr
»Gretas Geburt« (96 min, D 2023, von Katja Baumgarten)
Zu Gast: Katja Baumgarten und ihre Kamerafrau Gisela Tuchtenhagen
»Gretas Geburt« (96 min, D 2023, von Katja Baumgarten, Kamera: Gisela Tuchtenhagen)
Ein Albtraum ist Wirklichkeit geworden: Ein Mädchen kommt leblos zur Welt. Seine Geburtshelferin beginnt, es wiederzubeleben. Später übernimmt ein Notarzt. Das kleine Mädchen stirbt. Seine Eltern nennen es Greta. Vier Jahre später steht seine Geburtshelferin vor Gericht – sie ist Ärztin, gleichzeitig Hebamme. Greta hatte im Bauch ihrer Mutter anders herum gelegen als üblich. Warum war Greta gestorben? Ein Fehler ihrer Geburtshelferin? Hatte sie Gretas Tod vorsätzlich in Kauf genommen?
Das Urteil: „Schuldig des Totschlags“.
Sechs Jahre und neun Monate Gefängnisstrafe, Berufsverbote, Schadensersatzzahlungen. Fragen bleiben offen. Ein bis dahin einmaliges Urteil nach dem unglücklichen Ausgang einer Geburt. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ist nichts mehr wie vorher für die ehemalige Ärztin und Hebamme, inzwischen Ende 60. Sie fühlt sich dem deutschen Rechtssystem nicht mehr zugehörig. Eigentlich wollte ich nur zum 1. Verhandlungstag kommen, dann wieder zur Urteilsverkündung. Was ich im Gerichtssaal erlebe, zieht mich in den Bann: Die Stimmung ist emotional aufgeladen, gleichzeitig geht es um fachliche Details, die nur Spezialisten erfassen. Vorstellungen und Deutungen entstehen in der Rekonstruktion von Gretas Geburt. Auch gesellschaftliche Fragen werden verhandelt. Ich selbst habe als Hebamme viele Geburten betreut, bin heute Redakteurin einer Hebammenfachzeitschrift. Spontan dokumentiere ich den Prozess, irgendwann auch Dreharbeiten. (Katja Baumgarten)
Eine dokumentarische Erzählung aus zehn Jahren.
Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Kulturamt der Stadt Köln. In Kooperation mit dem Filmbüro NW, der dfi – Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW, Choices und LETsDOK.
Kommentare
Mega großrtig was ihr macht!!!
Danke!!!!