Meet the guests!

  • 28. Februar 2021
Meet the guests!
Illustration: Christiane Büchner
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Lernt die Gäste unserer Konferenz Netz<>Werk kennen:

Madeleine Bernstorff ist Kulturproduzentin, Filmkuratorin, Autorin, Super8-Filmerin, Lehrende. Sie beschäftigt sich u.a. mit dem Kino der Avantgarden und der Widerstandsbewegungen in Verbindung mit feministischer Filmtheorie. Sie schreibt als freie Autorin für die taz, die Jungle World und den Tagesspiegel. Seit 2000 ist sie Mitglied der Auswahlkommission der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Für Netz<>Werk wird sie das Radioprogramm der Konferenz mit drei Kurzfilmprogrammen ins Visuelle erweitern.

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Madeleine Bernstorff beim Kinosalon des FC Gloria im Wiener Admiralkino. Foto: Marie Jecel

 

Bereits zum dritten Mal ist Madeleine Bernstorff mit einem Filmprogramm bei LaDOC zu Gast. So besuchte sie 2017 mit Studierenden der FU Berlin und der KHM die Archive des Arsenals in Berlin und der Kurzfilmtage Oberhausen. Aus dem Projekt „kollaborativ kuratieren“ entstand das Filmprogramm zu unserer Konferenz Kraftfelder.

Ihre Programme zeichnen sich dadurch aus, dass die darin gezeigten Filme ein Thema nicht illustrieren, sondern über ihre filmische Gestalt, als Positionen, als Dokumente und komplexe Sprache, diskursiv erweitern. Auch dieses Mal wird ihr Zugang nicht illustrierend sein, im Gegenteil. Das Spektrum der Filme reicht von Filmen aus dem frühen Kino über den Dokumentarfilm bis zur aktuellen Animation. Die Filme öffnen den Blick auf komplexe Dilemmata, in denen Frauen / Menschen sich gegenüber Technologie, Hegemonie und gesellschaftlicher Teilhabe verhalten müssen. Jeder Film eröffnet neue Aspekte dessen und wird eine Stimme auf dieser Konferenz sein.

Das Programm handelt von den Kontakten mit den (Medien-) Maschinen und Geräten und ihren Ansprüchen an uns, direkt oder metaphorisch. Es geht um Selbstbilder und Selbstoptimierungsdruck. Und um Ausbrüche!

Ariana Dongus, Doktorandin und Dozentin an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (ZKM), erforscht Überschneidungspunkte biometrischer Maschinen mit kolonialen Vergangenheiten, neuen Arbeitsformen und Maschinenintelligenz. Für die Konferenz setzt sie einen Fokus auf das unsichtbar gemachte Wissen von Frauen und die Bedeutung des globalen Südens für die Entwicklung digitaler Systeme. Technologie definiert sie als gesellschaftliche Aktivität und informationelle Selbstbestimmung als ein Menschenrecht.

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Unter dem Titel Nur nicht das Gesicht verlieren hat Ariana Dongus u.a. den Einsatz der biometrischen Iris-Scan-Technologie untersucht und diese vom Hersteller in London bis zum Einsatzort an Landesgrenzen und in Flüchtlingslagern die weltumspannenden Folgen akribisch nachvollzogen: Sie ist ihnen nachgereist.

Hochkomplexen digitalen Systemen sieht sich jede/jeder Einzelne eher hilflos gegenüber. Auch wenn man ahnt, welche Folgen es haben könnte, wenn man Apps Zugriff auf das private Adressbuch oder persönliche Bilder gewährt. Aber was ist mit Technologien, bei denen wir nicht gefragt werden, die wir nicht ablehnen können, wie z.B. elektronische Grenzkontrollen, bei denen ein Foto von uns angefertigt wird, Fingerabdrücke oder die Iris unserer Augen digital erfasst werden. Also biometrische Daten gespeichert werden.

Die Klassifizierungen, die Maschinen bereits heute für uns treffen, sind für diejenigen, die sie nicht programmiert haben, oft schwerer zu erkennen. Algorithmen entscheiden über Kreditwürdigkeit und Jobchancen, prognostizieren Wahlverhalten, Sterbe- und Kriminalitätsraten. Nun wurde jemand aus der falschen Familie oder einem windigen Viertel immer schon schneller verdächtigt. Die Technologie entzieht bekannte (menschengemachte) Diskriminierungen aber dem Urteil: Ob ich einen Kredit bekomme oder von der Polizei aus dem Verkehr gezogen werde, hat schließlich ein vermeintlich unparteiischer Algorithmus entschieden. Einem Grenzbeamten kann ich Racial Profiling vorwerfen, bei solchen „Selbstbedienungsgrenzen“ wie am Flughafen ist das schwer. 

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Entwicklung der für uns nützlichen, praktischen oder angenehmen digitalen Technologien und den Flüchtenden im globalen Süden unserer Erde? Ariana Dongus wird in unserer Konferenz einige Beispiele vorstellen, in denen Technologie als Herrschaftsinstrumente eingesetzt wurden und werden. Es gibt in dieser Hinsicht keinen Bruch zwischen einer kolonialen Vergangenheit und einer digitalen Gegenwart.

Wir können (und sollten) selbst aktiv werden, um den immer komplexer werdenden Big-Data-Systemen Grenzen zu setzen.

Prof. Dr. Fatima Kastner lehrt Globalisierungsdiskurse und digitale Transformation an der Kunsthochschule für Medien Köln. Sie spricht über das von ihr mitentwickelte Graduierten-Kolleg „Anschließen – Ausschließen“, in dem sie sich mit kulturellen Praktiken jenseits globaler Vernetzung befasst. Sie untersucht, wie mit dem allseits geforderten Anschluss an das digitale (Arbeits-)leben immer auch ein Ausschluss einzelner Bevölkerungsgruppen einhergeht.

Gaeste der Konferenz

Fatima Kastner – Foto: KHM/Claudia Trekel

Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Theorien der Globalisierung und digitale Transformation; Internationalisierung von Straftribunalen und Wahrheits- und Versöhnungskommissionen; Globale Erinnerungskultur und Transitional Justice; Wirkweise und Deutungswandel der Menschenrechte in lokalen, globalen und digitalen Räumen; Sozioinformatik und Dynamiken sozialer Inklusion/Exklusion sowie digitale Gesellschaft, Recht und Robotik.

 

Katrin Fritsch und Helene von Schwichow beraten mit ihrem unabhängigen Thinktank MOTIF Organisationen und politische Entscheidungsträger*innen zu nachhaltigen Technologien und übersetzen komplexe Fragen des digitalen Zeitalters in umsetzbare Formate. Für die Konferenz bringen sie ihren feminist future workshop als Stream mit. Die aktive Teilnahme durch Schreiben einer Zukunftsvision ist erwünscht, denn: „Die digitale Zukunft beginnt damit, dass wir sie uns vorstellen.“

Feminist Futures ist ein fortlaufendes Kunstprojekt, in dem feministische Zukünfte über das Internet diskutiert und entwickelt werden. In dem Workshop werden zunächst relevante soziale und politische Probleme des Internets identifiziert. Die Teilnehmenden schreiben dann im nächsten Schritt Comics, Gedichte oder Kurzgeschichten, um derzeitige Probleme neu zu denken und feministische Zukünfte zu imaginieren. Aus diesen kreativen Zukünften können wiederum Strategien für ein feministisches Internet der Gegenwart gewonnen werden. Die Ergebnisse werden im Feminist Futures Archiv gesammelt und ausgestellt. Der Workshop ist ausgebucht.

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Christa Nickels, GRÜNEN-Abgeordnete des Bundestags der ersten Stunde und ehemalige Staatssekretärin: Mit ihr werfen wir einen Blick zurück. Die Grünen-Frauen gingen Mitte der 80er Jahre mit neuen Formen der Kommunikation in die bundesdeutsche Politik. Sie brachen bestehende Codes und sind erfolgreich in eine hermetische Männerwelt vorgedrungen. Welche Strategien von damals lassen sich auf digitale Machtverhältnisse übertragen?

Christa Nickels  war eine der ersten Grünen-Politikerinnen mit einer steilen Karriere in der Bundespolitik. Angefangen hatte die ausgebildete Krankenschwester  für innere Intensivmedizin als Gründungsmitglied der Grünen in NRW. Sie wurde Bundestagsmitglied, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag und schließlich Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Gesundheit im Kabinett Schröder.

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Foto: Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen Geilenkirchen/Heinz Becker

Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes für ihre innovative Drogenpolitik, mit der sie unter anderem die Einrichtung von Fixerstuben durchsetzte und damit wesentlich dazu beitrug, dass es in Deutschland weniger Drogentote gibt.

Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen prägte sie den Diskussionsstil im männerdominierten deutschen Bundestag. Ihre Debatten-Beiträge zum Nato-Doppelbeschluss oder zur Wehrmachtsaustellung waren nicht nur mutig, sondern stilbildend. Ihre Rede zur Wehrmachtsadebatte  hatte für das ganze Land eine erlösende Qualität, weil sie ein nationales Dilemma offen ansprach.

Sie bekannte sich darin zum  geliebten Vater und zu ihrer Befürchtung, dass er sich als in Osteuropa stationierter Angehöriger der Wehrmacht vielleicht schwerer Verbrechen schuldig gemacht hatte.

Christa Nickels und ihre Mitstreiterinnen brachen Tabus und änderten den über Jahrhunderte gefestigten Stil, wie es in der Politik zu laufen hatte. Die Frauen änderten den Code der Politik.

OTIC.Radio ist eine monatliche Radiosendung von Studentinnen der KHM. Sie bieten interdisziplinären Rundfunkmedien und Sound eine Plattform und präsentieren Mixe, Musik, Lärm und experimentelle Soundstücke von Studenten*innen und lokalen Musiker*innen. OTIC.Radio wird den Freitag- und Samstagabend der Konferenz gestalten.

‚Slogan‘: OTIC.RADIO, showcasing voices in new sonic media

OTIC.Radio konzentriert sich auf die Werke von unterrepräsentierten Künstler*innen. Jüngste Sendungen stellten z.B. die lokalen Label „Safe Space Records“ und „SPA“ vor, es gab digitale Lesungen von Gedichten der Student*innen und Gespräche mit Professor*innen der KHM.

OTIC.Radio stellt sowohl die gängigen hegemonialen Vorstellungen einer „Radiosendung“ infrage, als auch die zentrale Bedeutung von Streaming-Plattformen wie Spotify. Wenn in Zeiten der „Post-Pandemie“ die Medien von Giganten aus dem Silicon Valley unsere Kommunikation dominieren, dann ist es für OTIC.Radio entscheidend, eine experimentelle Freiform-Funkplattform außerhalb dieser Unternehmensblase anzubieten. OTIC.Radio verbindet Communities, Disziplinen und Genres – das Spektrum  reicht von ´Drum N Bass´ über ´Bluegrass´ bis hin zu Gesprächen über gegenseitige Hilfe und das Bereitstellen von Ressourcen in der Künstler*innen-Community.

Gäste Netzwerk

Rebecca Beauchamp von otic.radio – Foto: Frederike Wetzels

 

Francesca Schmidt wird am Freitagabend die Keynote halten. Sie ist Referentin für Feministische Netzpolitik im Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie. Francesca Schmidt beschäftigt sich mit Fragen digitaler Gewalt, Überwachung und Kontrolle, Algorithmen, Künstlichen Intelligenzen und deren sozionormativen Implikationen. Sie hat u.a. zu dem Thema „Queer-feministische Me­di­en­pro­duk­tion am Bei­spiel der Slutwalks“ gearbeitet und dazu ein  digitales Archiv an der Universität Siegen aufgebaut.

Francesca Schmidt ist Gründungsmitglied und Vorständin von Netzforma* e.V. – Verein für feministische Netzpolitik. Im FFBIZ e.V. ist sie ebenfalls als Vorständin tätig. Ihr Buch „Netzpolitik. Eine feministische Einführung“ ist 2020 erschienen.

Netzfeminismus

Foto: Stephan Röhl

 

Anja Schumann, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins moinworld.e.V., setzt sich dafür ein, Frauen und Kindern den Zugang zu Tech-Themen zu erleichtern sowie Frauen in der IT ein Netzwerk zu bieten. Warum bleiben Frauen dem IT-Feld fern? Anja Schumann ermutigt Frauen, eine aktive Rolle in der Gestaltung unserer digitalen Zukunft einzunehmen.

Am Samstag, den 6. März von 12:30 – 14 Uhr gibt sie den Einsteiger-Workshop Algorithmen – dein WerkzeugSoftware oder Computerprogramme bestimmen immer mehr unseren Alltag. Dahinter stecken Algorithmen. Sie gibt in 90 Minuten einen kleinen Einstieg in die Welt der Programmierung und Algorithmen. Anhand praktischer Beispiele und Übungen mit und ohne Computer erklärt Anja Schumann die grundlegende Funktionsweise. Sie motiviert die Teilnehmer*innen, sich auch nach dem Workshop weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Der Workshop ist ausgebucht.

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Anna Seidel ist Literaturwissenschaftlerin und Kulturpoetin an der Universität in Münster. Sie hat jüngst erfolgreich ihre Dissertation mit dem Titel „Retroaktive Avantgarde. Manifeste des Diskurspop“ verteidigt. Neben den Avantgarden und ihren Manifesten arbeitet sie unter anderem in ganz unterschiedlichen Kontexten zu Popfeminismus.  Zum Beispiel hat sie für Pop, Kultur & Kritik die frühe Berichterstattung zu Riot Grrrls in deutschen Zeitschriften unter die Lupe genommen und Beiträge für Juliane Streichs Buch These Girls verfasst – den zu Nina Hagen hat sie für kaput.Magazin für Insolvenz & Pop dem Internet vorgelesen.

Im Beethoven-Jahr 2020 hat sie gemeinsam mit den Kollegen Moritz Baßler, Michael Custodis und Thomas Mania den Ausstellungskatalog Ludwig lebt! Beethoven im Pop herausgegeben. Die Ausstellung im rock’n’popmuseum Gronau, an der Anna Seidel kuratierend mitgearbeitet hat, eröffnet aus bekannten Gründen erst in diesem Jahr.

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Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift testcard – beiträge zur popgeschichte und schreibt als freie Autorin unter anderem für das Missy Magazine und die Jungle World. Sie hat ein Faible für Kanada, fürs Schallplatten-Sammeln und Musik-Dokumentationen. Für Netz<>Werk gestaltet sie ein feministisches Musikprogramm.

Elke WetzigIT-Expertin und leidenschaftliche WIKIPEDIAnerin, ist u.a. Mitinitiatorin des Projekts Edit-a-thon. 100 Tage lang, bis zum Internationalen Frauentag 2021, schreibt ein Team aus 20 Schreiber*innen Wikipedia-Einträge über Frauen, denn die größte digitale Enzyklopädie Wikipedia ist von Männern geprägt: 90% der Autor*innen sind Männer. Auf deutschsprachigen Seiten sind nur 16% der Biografien über Frauen. Elke Wetzig wird im Vorfeld von Netz<>Werk am Samstag, den 27. Februar von 10-15 Uhr online einen Workshop durchführen, in dem die Teilnehmer*innen lernen können, wie Wikipedia geht. Und sie wird über Kriterien, Mechanismen und Entscheidungsstrukturen, die zu diesem Ungleichgewicht bei Wikipedia führen, erzählen. Der Workshop ist ausgebucht.

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Anmeldung zur Konferenz per E-Mail hier.

 

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