FREITAG 5.3.2021
20:00 Eröffnungsfilme
Livepan, Sasha Pirker (A 2013, stumm) 2′
Eine routinierte Büglerin im praktischen Jeanshemd steht bereit mit dem Bügeleisen, sieht die Zuschauer*innen ruhig an und legt los. Wie von Zauberhand, einmal geplättet und schon liegt das Objekt schön gefaltet da, und wieder eine Klappe. Nächstes Hemd. Take auf take: Unbeachtete Produktionsform, kein Entrinnen, der deadpan, stoischer Ausdruck der Körper/Objekt-Komik entwickelt sich hier zum livepan der Alltagsroutine. Zeit vergeht und wird verschluckt.
Los Rebeldes, Ariane Kessissoglou (D/Cuba 2001) 10′
Zur Einstimmung in das LaDOC-Radioprogramm:
Ein Hörspielstudio in Havanna. Die kubanische Radiostation “Radio Progreso” sendet radio novelas auf dem Programmplatz für Abenteuer zur Freude revolutionstreuer Parteimitglieder. Geschichte wird gemacht. Zum unermüdlichen Kampf der „Rebellen von San Pedro“ liefern Geräuschemacher und DJs die akustische Landschaft – mono, synchron, analog. Hörspielregie: Carmen Solar.
Aus dem Filmmaterial entstand 2005 das Radiofeature „Los Rebeldes – Die Kubanische Revolution aus dem Hörspielstudio“ (WDR3/Wortlaut).
SAMSTAG 6.3.2021
Das dreiteilige Filmrogramm handelt von den Kontakten mit den (Medien-) Maschinen und alten und neuen Geräten, ihren Ansprüchen an uns, direkt oder metaphorisch.
Wer spricht wen an? Es geht also um widerspruchsvolle Selbstbilder und Selbstoptimierungsdruck. Und um Ausbrüche.
15:30 Filmkuratorin Madeleine Bernstorff im Gespräch mit Carolin Schmitz über die Filmauswahl
15:50 Filmprogramm 1
Monolog, Laure Prouvost (GB 2009) 9′
… Kommt herein, ich werde euch etwas erklären, etwas nur über euch und den Raum, in dem ihr euch befindet … Freundlich und einladend arbeitet sie an der Überwindung der vierten Wand.
Mensch Maschine or Putting Parts Together, Adina Camhy (A 2020) 8′
Anstelle des gewünschten Synthesizers bekommt die Ich-Erzählerin eine Küchenmaschine geschenkt. Die Verwechslung wirft Fragen auf: Was ist den Geräten eingeschrieben? In welcher Beziehung stehen Mensch und Maschine, Körper und Apparatur, das häusliche und das künstlerische Feld? Und welche Rolle spielt die Militär-Technologie dabei? Ein audio-visueller Remix als assoziative Ton- und Bildcollage: Küchenmaschinen und frühe Synthesizer.
Ich muss mit Ihnen sprechen, Kerstin Honeit (D 2015) 1’35“
Eine Miniatur: von einer Synchronsprecherin ins Deutsche gesprochene Sätze schwarzer Schauspielerinnen in Mainstream-Film und TV. Ein dauerndes Anheben und Ansetzen, das die Frage nach Sprechakten und Ermächtigung stellt.
Cunégonde bekommt Besuch, anonym (F 1912, stumm) 6′
Cunégonde arbeitet als Dienstmädchen. Klassenverhältnisse anderer Art werden angesprochen, wenn Cunégondes Familie vom Land zu Besuch kommt, während ihre Herrschaft verreist ist: Das bürgerliche Interieur ist nach dem Besuch nicht wiederzuerkennen. Name und Lebensdaten dieser französischen Komikerin sind unbekannt, die vor allem 1912 in einer eigenen Serie, oft als Hausangestellte, auftrat.
19:20 Filmprogramm 2
Programmhinweise, Christiane Gehner (D 1970) 10′
Eine Fernsehansagerin bricht aus der Routine aus. Sie teilt uns mit, worum es in der Welt wirklich geht, um Nachrichten, die etwas in Bewegung bringen.
Der natürliche Tod der Maus, Katharina Huber (D 2020) 21’30
In fröhlich-melancholischer Alltäglichkeit bewegt diese Animation kleine und große Fragen: Teil von etwas zu sein und in all den Widersprüchen zu straucheln. „An einigen Tagen stellt sie sich vor, mit ihrer reinen Gedankenkraft Körperteile von Menschen, die ihr böse erscheinen, abfallen lassen zu können. An anderen Tagen sehen alle um sie herum schön aus.“
SONNTAG 7.3.2021
16:20 Filmprogramm 3
Hexenschuss, Riki Kalbe (D 1978/79) 30′
Drei Frauen bauen einen Störsender, um sich in den Ton des laufenden TV-Programms einzuschalten. Warum sie das tun, zeigt eine polemische Montage aus TV-Archivmaterial, die analysiert, wie Männer in führenden Positionen über Frauen reden. Die Aktion der Frauen bleibt nicht ohne Reaktion …
16:50 Wenn Filme online gezeigt werden – Festivalarbeit in Zeiten von Corona
Als Mitglied der Auswahlkommission der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen hat Madeleine Bernstorff im vergangenen Jahr die Veranstaltung ins Internet begleitet und dazu auch eine Menge Rückmeldungen von den Filmemacherinnen bekommen. Wie Filmemacherinnen dabei eine aktive Rolle einnehmen können, wird als Frage auch in die an das Gespräch anschließende Abschlussrunde der Konferenz mitgenommen.
Madeleine Bernstorff hat zu ihren Online-Festivalerfahrungen hier geschrieben.
19:00 Wiederholung Filmprogramm 1-3
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