Um gegen die Tabuisierung von sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung ein Zeichen zu setzen, präsentiert das Kölner Filmnetzwerk LaDOC als Auftakt der Lectures 2016 am 26. Februar 2016 “BeFreier und Befreite” von Helke Sander im Filmforum NRW.
In dem von Anke Schäfer (LaDOC) moderierten Werkstattgespräch mit der Regisseurin Helke Sander geht es um die besondere Form ihres Films und um dessen große Aktualität! Das Gespräch wird eingeleitet von einer kurzen Analyse zur Machart des Film, aus der sich auch eine Verknüpfung zur Wichtigkeit des Films heute zwanzig Jahre nach seiner Produktion ergibt.
Freitag, 26.2.2016, 16.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Filmforum NRW im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln
BeFreier und Befreite, D 1991/1992, 35 mm, 192 Min (2 Teile)
Zu Gast Helke Sander I Moderation: Anke Schäfer
Fünf Jahre lang haben die Filmemacherin Helke Sander und die Historikerin Barbara Johr recherchiert, was Frauen im Frühjahr beim Vormarsch der Roten Armee auf Berlin im Frühjahr 1945 passierte. Sie interviewten einzelne Frauen, recherchierten in Militärarchiven, sprachen mit russischen Soldaten und vereinzelt auch mit Kindern, die durch Vergewaltigung gezeugt wurden. Das Ergebnis ist ein fast dreistündiger Dokumentarfilm, der auf der Berlinale 1992 gezeigt wurde.
Ihre Recherchen offenbaren erstmals das Ausmaß der Gewalttaten: Rund 1,9 Millionen Frauen und Mädchen wurden während des Vormarsches auf Berlin von Rotarmisten vergewaltigt. (…) Manche Frauen mussten 20, andere 50 oder sogar 100 Vergewaltigungen über sich ergehen lassen. „Das ging mit Anstehen“, sagt eine Berlinerin. Man habe die Frauen auf Ziegelhaufen geschmissen, dann seien sie nacheinander von einer ganzen Schlange von Männern vergewaltigt worden. „Der eine hat den anderen am Gürtel gepackt und gesagt: „Nu’ mach’ Schluss, ich will auch.“ (Spiegel)
Ein Zeichen setzen! “Gewalt gegen Frauen ist nicht hinnehmbar” war nach den Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof oft zu hören. Doch über Jahrzehnte durften die massenhaften Vergewaltigungen, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren Frauen in Deutschland erleiden mussten, kein Thema sein.
In ihrem 2015 erschienenen Buch “Als die Soldaten kamen” schätzt die Historikerin Miriam Gebhardt, dass 860.000 Frauen durch die Alliierten in den Nachkriegsjahren vergewaltigt wurden. Und die Dunkelziffer wird noch wesentlich höher eingeschätzt. “Wissenschaft und Gesellschaft haben bei der Aufarbeitung des Themas versagt”, schreibt Gebhardt.
Anfang des 21. Jahrhunderts ist Gewalt gegen Frauen und Kinder weltweit verbreitet, nicht nur in Kriegsgebieten alltäglich und Teil einer weltweit florierenden Menschenhandelsmaschinerie. Verschiedene Studien der letzten Jahre zeigten, dass beinah jede dritte Frau schon einmal Prügel, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder andere Gewalttaten erleiden musste. Um dagegen ein Zeichen zu setzen, präsentiert das Kölner Filmnetzwerk LaDOC den 20 Jahre alten, noch immer hochbrisanten Film „BeFreier und Befreite“ zum Auftakt der Lectures 2016.
FREITAG, 26. Februar 2016, 16:00 -22:00 Uhr
15:00 Uhr Einlass/Kasse
16:00 -19:30 Uhr Filmpräsentation (kurze Pause 17:30 Uhr)
BeFreier und Befreite (D 1991/1992, 35 mm, Farbe, 2 Teile: Teil 1 90’, Teil 2 102’)
Regie und Buch Helke Sander, Recherche, wissenschaftliche Mitarbeit, Regieassistenz: Barbara Johr
Produktion: BIFF, Bremer Institut Film/Fernsehen in Koproduktion mit Helke Sander Filmproduktion, Journal Film Klaus Volkenborn und dem WDR
19:30 – 20:00 Uhr Imbiss im Kinofoyer
20:00 – 22:00 Uhr Werkstattgespräch mit Helke Sander
Kartenverkauf an der Kinokasse am 26.02. ab 15 Uhr
Reservierung unter: info@ladoc.de
RESERVIERUNG EMPFOHLEN!
Eintritt (mit Imbiss):
Film 9,50 €, 6,- € erm*.
Werkstattgespräch 7,50 €, 5,- € erm*.
Komplett 12,- €, 9,- € erm*
*Ermäßigung für SchülerInnen, StudentInnen, Köln-Pass-InhaberInnen

Foto: Stiftung Deutsche Kinemathek
Infos: www.helke-sander.de/filme/befreier-und-befreite
Eine Veranstaltung von LaDOC
Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und Stadt Köln, Kulturamt.
Mit freundlicher Unterstützung von Gruber’s Restaurant, büro elfriede schmitt, tanmedia und Medienpartner choices.
Literatur zu „BeFreier und Befreite“, Auswahl:
Das Buch zum Film, hsg,. Von Helke Sander und Barbara Johr: BeFreier und Befreite, Kunstmann Verlag, 1.-3. Auflage. Als TB bei Fischer-Verlag.
Ungekürzte Neuauflage mit neuem Vorwort bei Fischer Taschenbuch Frühjahr 05. Das Buch liegt auch in japanischer Sprache vor.
Veröffentlichungen zum Film:
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