Carolin Schmitz, Birgit Hein und Gesa Marten bei unserer Konferenz KRAFTFELDER - Foto: Claudia Richarz
Im Dezember 2017 hatten wir Birgit Hein zu unserer zweiten Konferenz Kraftfelder eingeladen. Ich habe das Gespräch zusammen mit Gesa Marten moderiert. Ich kannte sie nicht und hatte Ehrfurcht vor ihr, wegen ihrer Arbeit und dem Ruf, der ihr vorauseilte. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit als Künstlerin, Filmemacherin, Kuratorin und Lehrende gesprochen. Ich war danach vielleicht nicht mehr ehrfürchtig, aber tief beeindruckt von dem weiten Umfang ihrer Arbeit, der in so viele Bereiche gewirkt hat und wirkt. Und ich mochte sie.
Birgit Hein ist dieser Tage gestorben.
Wir trauern um sie.
Carolin Schmitz
Beim Aufräumen entdeckte ich vor kurzem unter einigen Super-8-Rollen diese hier. Weil ich hochschwanger war, drehte Birgit Hein 1989 mit mir für ihren Film „Die unheimlichen Frauen“. Unsere Freundin und Kollegin Ulrike Zimmermann filmte die Dreharbeiten. Vorgestern überlegte ich noch, Birgit diese Aufnahmen zuzuschicken, wir hätten uns daran erfreut und an diesen fröhlichen und kreativen Tag zurückgedacht.
Claudia Richarz
In diesem Moment, wo ich dies schreibe, wird Birgit in Berlin bestattet. Und falscher könnte dieser Satz nicht sein, denn Birgit Hein wirkt natürlich weiter. Sie ist eine im wahrsten Sinne des Wortes so inspirierende Frau gewesen, die ihren „Spirit“ und Enthusiasmus fürs experimentelle Filmemachen und das furchtlose Angehen von Tabuthemen an jede*n mit Tiefenwirkung weitergab, unerschrocken und großzügig! Ob später während ihrer Professur an der Kunstakademie Braunschweig oder bei anderen Gelegenheiten. Das erste Mal, dass ich ihr begegnete, war in den 80er Jahren beim fantastisch radikalen Experi-Festival in Bonn. Damals machte sie noch Underground-Filme zusammen mit Wilhelm Hein. Ich war Mitte 20 und tief beeindruckt und schockiert zugleich, wie Birgit sich in Gespräch zu sexuellen Tabus und zu der Psychoanalyse äußerte. Viele Jahre später, Mitte der 90er, lud ich sie mit ihrem Film „Baby, I will make you sweat“ an die Kunstakademie in Maastricht ein. Sie lud mich im Jahr darauf nach Braunschweig ein, mit meinem Kunstprojekt „Jane Blond – A Live Movie Star“. Stets, wenn ich sie wieder sah, ob bei Filmfestivals oder bei privaten Feiern, war ich beeindruckt über ihre nicht nachlassende Energie, wenn es um mutiges Filmemachen geht. Das fühle ich heute denkend an sie noch mal ganz intensiv. Ich wünsche allen, die heute in Berlin bei der Beisetzung sind, ein schönes und gutes Zusammensein mit viel Lachen, ganz im Sinne von Birgit Hein.